18.03.2017 Rostocker Neonaziaktivitäten vom Wochenende
Am 18. März fand in Leipzig ein Naziaufmarsch mit etwa 120 Teilnehmer*innen statt. Angemeldet wurde die Demo von dem in Parchim (Landkreis Ludwigslust-Parchim) lebenden Christian Worch (Die Rechte). Er war an diesem Tag aber nicht der einzige Neonazi aus MV in Sachsen. Neben ihm konnten unter anderem Personen aus Rostock, Malchin und Neubrandenburg ausgemacht werden.
Die 2015 gegründete Kameradschaft „Aktionsgruppe Freundeskreis MuP“ aus dem Raum Rostock war mit einem eigenen Transparent vertreten. Innerhalb der Rostocker Neonazi-Szene vermag sie es nicht, eigene Inhalte zu setzen, und bleibt auch regelmäßig hinter den eigenen Erwartungen bezüglich ihrer Mobilisierungsfähigkeit zurück. Für den 01. Mai mobilisieren sie, wie auch viele andere Gruppierungen aus MV, nach Halle. Bisher sieht es nicht danach aus, als würde die nach der letzten Wahl nicht mehr im Landtag vertretene NPD eine eigene Demonstration im Bundesland planen. Ganz ungewöhnlich ist das nicht: Etwa alle vier Jahre setzte die NPD MV Aufmärsche anlässlich des 01. Mai aus, zuletzt 2013.
Von der Aktionsgruppe wurden unter anderem Florian Engel und Andre Degen beim Aufmarsch in Leipzig gesichtet. Im Mai 2015 waren beide an einem Angriff auf eine Refugee-Demo in Güstrow beteiligt. Degen war in Leipzig mit einer Kamera unterwegs, im Anschluss veröffentlichte er Fotos vom Protest und Journalist*innen bei Facebook (Degen: Flickr|Lionel C. Bendtner). Außerdem nahm der erst kürzlich nach Rostock umgezogene Henrik Czudzewitz teil. Mit dem Neubrandenburger David Piskorski (vormals Aktivist der „Nationalen Sozialisten Neubrandenburg„) schaffte es noch eine zweite Gruppierung neben der Aktionsgruppe MuP von Facebook auf die Straße. Piskorski ließ es sich nicht nehmen, mit einer Jacke des „Kampfbündnis Nordost“ unterwegs zu sein (Flickr| Recherchegruppe AST).
Ein weitaus größerer Teil der hiesigen Neonazis versammelte sich in Evershagen vor einem geplanten Gebetsraum. Das Facebook-Projekt „Aktionsblog“ rund um Kevin Käthner, David Mallow und Max Schuldt veröffentlichten im Nachgang ein Foto mit 22 vermummten Personen. Seit Wochen kanalisieren sie Protest gegen die geplante Umnutzung eines Teehauses (Bericht auf Linksunten|Indymedia vom 11.01.2017). Gemeinsam mit anderen Neonazis und Rassist*innen wie dem Groß Kleiner AfDler Martin Heilmann und den „Patrioten Rostock“ um Alexander Hennig nahmen sie u.a. an einer Ortsbeiratssitzung zum Thema teil, unterbrachen immer wieder andere Wortmeldungen und versuchten so, andere Menschen einzuschüchtern. Damit waren sie schon einmal erfolgreich: In der gleichen Akteurskonstellation fand im Sommer 2016 eine rassistische Mobilmachung gegen die Unterbringung minderjähriger Geflüchteter in Rostock-Groß Klein statt, die in diverse Übergriffe und schlussendlich die Verlegung der Jugendlichen in andere Stadtteile gipfelte.